1928 besuchte der Volkstumsforscher Walter Kuhn Albert Breyer in Sompolno. Walter Kuhn hatte bis zu diesem Zeitpunkt vor allem Untersuchungen des Deutschtums in Wolhynien betrieben. Die Herkunft der Deutschen in Wolhynien blieb dabei aber immer im unklaren. Erst in der Zusammenarbeit mit Albert Breyer und der Verwertung von dessen Forschungen über Kongresspolen wurde der Zusammenhang der Siedlungsbewegung von Kongresspolen nach Wolhynien deutlich.
Walter Kuhn schrieb hierzu: "Die als Grundlage unentbehrliche Siedlungsgeschichte der Deutschen in Kongresspolen war damals noch so gut wie unbekannt, zumindest nicht gedruckt. Von ihr erhielt ich erst Kenntnis, als ich im Sommer 1928 nach einer Wanderung durch die deutschen Dörfer um Lodz Rektor Albert Breyer in dem kujawischen Städtchen Sompolno besuchte, dessen Lebenswerk die Erforschung der Siedlungsgeschichte und Herkunft der kongresspolnischen Deutschen war. Da es sich dabei vorwiegend um Privatansiedlungen durch polnische Adelige handelte, jeweils kleine und beschränkte Unternehmungen, fehlte die große, zentrale Quellenmenge, wie sie etwa die gleichzeitigen habsburgischen und hohenzollernschen staatlichen Kolonisationen hervorbrachten. Breyer musste in mühevoller Kleinarbeit die Kirchenbücher und Schulzenladen in den einzelnen Dörfern durchackern. Allmählich erwuchs ihm das Bild von drei großen Siedlerströmen, die sich seit dem 16. Jahrhundert aus Westpreußen, Pommern, der Neumark und Niederschlesien allmählich durch das alte Polen nach dem Osten vorschoben. ... Es wurde klar, dass die Wolhynier nur ihre letzte Wachstumsspitze im Osten waren ...
Dieses Bild ergab sich Breyer und mir im Austausch unserer Erfahrungen. ... Breyer schrieb eine Vielzahl von Detailuntersuchungen, kam aber bei der Weitläufigkeit und räumlichen Zersplitterung seines Stoffes nur langsam vorwärts."[1]
Der wechselseitige Austausch der beiden Volkstumsforscher ist in ihren Arbeiten deutlich erkennbar. Walter Kuhn begann erst nach Beendung eines Technikstudiums 1927 ein Zweitstudium der Volkskunde und Geschichte. Als er den älteren Albert Breyer 1928 traf, war er erst am Beginn seiner Volkstumsstudien. Die von Breyer angewendeten Arbeitsweisen wurde von Walter Kuhn 1934 teilweise in die von ihm beschriebene Methodik der Deutschen Sprachinselforschung aufgenommen. Andererseits spiegeln Breyers 1935 erschienene Darstellung Deutsche Gaue in Mittelpolen und auch spätere Arbeiten den von Kuhn zeitgleich veröffentlichten systematischen Ansatz zur Sprachinselforschung wieder.
Der Verdienst Albert Breyers ist aber vor allem darin zu sehen, dass er erstmals eine umfassendere Darstellung der vielschichtigen Geschichte der Deutschen Mittelpolens zusammengetragen und veröffentlicht hat. Ohne diese systematischen Forschungen und anschaulich geschriebenen Artikel würde die Herkunft unsere Vorfahren wahrscheinlich in den meisten Fällen unerforscht bleiben. Der erste Schritt in das Dickicht der Kirchenbücher, Ansiedlungsverträge und Gerichtsakten in vier Sprachen würde vom einzelnen Familienforscher vielfach als unüberwindbar angesehen.
Dieses Kapitel mittelpolnischer Geschichte läge ohne den unermüdlichen und zu mühsamer Detailarbeit bereiten Albert Breyer heute noch immer im Dunkeln.
[1] Kuhn, Walter: Meine Forschungsarbeiten in Wolhynien; S. 5f