In der Posener Zeit arbeitete Albert Breyer auch an der großen "Karte der deutschen Siedlungen in Mittelpolen - 1:500.000". In seiner Rede zur postumen Verleihung des Kopernicus-Preises an Albert Breyer im Jahr 1940 sagte Walter Kuhn, die von Albert Breyer angefertigte Karte "gab zum erstenmal eine genaue ortsweise Darstellung dieses im Mutterlande noch kaum bekannten Deutschtums. Sie hat darum auch starke politische Wirkung geübt und kam gerade zurecht, um beim Einmarsch der deutschen Heere als Wegweiser zu dienen."[1] Walter Kuhn überschätzte sicherlich die militärische Bedeutung der Karte. Hätten sich militärische Einheiten auf einen freundlichen Empfang in den als deutsch gekennzeichneten Orten verlassen? Welche militärische Relevanz kann die Information haben, dass 1919 eine deutsche Schule bestand?
Die Überbewertung der militärischen Bedeutung der Volkstumskarte gehörte, ebenso wie die postume Verleihung des Kopernicus-Preises, die Eröffnung eines "Albert-Breyer-Hauses" in Warschau und die Umbenennung einer Straße in Sompolno, zu der propagandamäßigen Ausnutzung des tragischen Todes von Albert Breyer.
Die wirkliche politische Bedeutung der Karte ist wohl eher darin zu sehen, dass sie inmitten eines niemals wirklich im deutschen Einflussbereich gelegenen Gebietes deutsche Siedlungen dokumentiert, die den Anspruch auf deutschen Kulturboden und somit deutschen Volksboden rechtfertigten; die wissenschaftliche Untermauerung für die Besetzung dieses Gebietes.
Karten der ethnischen Verteilung - ähnlich der von Albert Breyer erstellten - fanden ab 1940 auch Verwendung als Ausgangs- und Planungsmaterial für die von der deutschen Besatzung zügig in Angriff genommenen Vertreibung ("Umsiedlung") polnischer Einwohner aus den in das Reich eingegliederten Gebieten.
[1]Rede von Walter Kuhn zur Verleihung des Kopernicus-Preis an Albert Breyer 1940; wiedergegeben in: Zimmermann, Jan (2000), S. 523