Als Lehrer gehörte Albert Breyer zu den Intellektuellen der ethnisch deutschen Minderheit in Polen. Bereits während seiner Zeit in St. Petersburg (1913-1918) kam Albert Breyer in Kontakt mit der Monatsschrift Geistiges Leben, Monatsschrift für die Deutschen in Russland. Diese von zwei idealistischen Lehrern aus dem Dobriner Land angeregte und in Lodz von Adolf Eichler und Ludwig Wolff herausgegebene Zeitschrift, befasste sich mit den Sorgen und Nöten der in rückständige Kolonien verschlagenen deutschen Lehrer. Sie unterstützte in schwärmerischer und idealistischer Weise das Streben nach geistiger Betätigung und behandelte neben zeitgemäßen pädagogischen Erkenntnissen auch die kirchlichen Entwicklungen und die aktuellen Deutschtumsfragen in Lodz, Polen und Russland. Diese Schriften mussten auf den jungen Lehrer Albert Breyer starke Wirkung haben. Konnte er sich und seine Situation doch in den dargestellten Themen und Fragestellungen direkt wieder finden.
Nach Lodz zurückgekehrt, suchte Breyer den Kontakt zu Adolf Eichler.
Der in Lodz ansässige Adolf Eichler war die zentrale Figur der Lodzer Deutschtumsaktivitäten. Er war der Herausgeber der Tageszeitung Lodzer Rundschau, der während des 1. Weltkrieges erschienenen Deutschen Post und der Monatsschrift Geistiges Leben. Er war auch Gründer des Deutsch-Evangelischen Landesschulverbandes und des Deutsch-Katholischen Landesschulverbandes, saß im Kuratorium des Deutschen Lehrerseminars, war Gründer des Deutschen Vereins für Lodz und Umgebung, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Selbsthilfe und Direktor der Deutschen Genossenschaftsbank in Lodz. Eichler bewirkte 1917 die Einberufung der Lodzer Synode, die das russische Kirchengesetz von 1849 im Sinne einer Festigung des deutschen Charakters der Ev.-Augsburischen Kirche in Polen erneuern sollte, was misslang und statt dessen zu den später als Kirchenkampf bekannt gewordenen Auseinandersetzungen innerhalb der Ev.-Augsb. Kirche führte.
Eichlers Aktivitäten wurden von der reichsdeutschen Industrie gefördert[1].
Ziel der von Adolf Eichler initiierten Lodzer Bewegung war es, "das Erwachen des nationalen Bewusstseins bei den kongresspolnischen evangelischen Deutschen zu wecken und zu stärken"[2]. Hierzu wurde die Besinnung auf deutsche Kultur, deutsche Sprache und den als deutsche Eigenart betrachteten evangelischen Glauben gefördert. Ergänzt wurden diese Bemühungen durch Heimatforschung, die die Geschichte und die Herkunft der deutschstämmigen Einwohner Mittelpolens aufzeigen sollte.
Adolf Eichler fand in Albert Breyer einen treuen Anhänger und konnte für dessen Engagement und Motivation ein weites Betätigungsfeld bieten.
Nachdem Adolf Eichler 1919 Lodz aus politischen Gründen verließ, wurde die Bewegung des Lodzer Deutschtums von einer Gruppe fortgeführt, der auch Albert Breyer und dessen Freund Julian Will angehörten.
Die Organe der Lodzer Bewegung zur Zeit Albert Breyers waren die Lodzer freie Presse und der Volksfreund-Kalender. Die meisten der frühen politischen und heimatkundlichen Veröffentlichungen Albert Breyers sind in diesen Publikationen zu finden.
Albert Breyers Engagement in der Auseinandersetzung um das neue Kirchengesetz äußerte sich in seiner Beteiligung an den Bestrebungen einiger deutscher Pastoren, eine Ev.-Lutherische Freikirche in Polen zu begründen. Gemeinsam mit Julian Will wendete er sich in diesem Zusammenhang an den inzwischen in Ostpreußen operierenden Adolf Eichler. Eichler unterstützte das Vorhaben und fand einen ostpreußischen privaten Geldgeber. Nach einer Kontaktaufnahme mit der lutherischen Kirche Amerikas, einer 6-monatigen Vortragsreise zweier deutscher Pastoren durch die USA und der Ausbildung des Lehrers Julian Will zum freikirchlichen Pfarrer in Berlin wurde die Aktion jedoch plötzlich gestoppt[3].
[1] Adolf Eichler spricht in seinem Lebensbericht (1942) im Zusammenhang mit der Badischen Anilin und Sodafabrik von "Zeichen besonderen Wohlwollens", einem "nie getrübten Verhältnis" sowie davon, "Beweise ihres Vertrauens und ihrer Großzügigkeit" erhalten zu haben. Auch durfte er die Vertretung des Konzerns unter seiner "eigenen Firma", also ohne Nennung des Firmennamens BASF, wahrnehmen. Ein ungewöhnliches Konstrukt, das eher an Tarnung als an die Wahrung der Wirtschafts- und Marketinginteressen der Ludwigshafener Firma denken lässt.
Eichlers Tätigkeit als Firmenvertreter der Badische Anilin und Sodafabrik sicherte ihm Reisefreiheit in Polen und ließ ihm sehr viel Zeit für die Wahrnehmung Deutschtumsfördernder Aktivitäten. Auch stellten für ihn größere Ausgaben, wie die Anschaffung einer Rotationsmaschine für den Druck der Lodzer Rundschau, kein finanzielles Probleme dar.