Die zentrale Organisationseinheit der Kirche war die Gemeinde mit ihrem religiösen Leiter als Repräsentation der Kirche in einem überschaubaren Gebiet. Zur Vereinfachung der Verwaltung und Beaufsichtigung der kirchlichen Angestellten gab es weitere Verwaltungseinheiten, die größere Gebiete umfassten. Kantorate waren weitere lokale Unterteilungen, in die größere Gemeinden aufgeteilt werden konnten.
Die Grafik zeigt die Gliederungsebenen der Kirche.
Konsistorialbezirk:
Bezirk und Verwaltungseinheit der Evangelisch-Augsburgischen Kirche. Der Konsistorialbezirk Warschau bestand aus 5 Diözesen: Warschau, Kalisch, Płock, Augustów und seit 1901 auch Petrikau.
Diözese:
Bezirk und Verwaltungseinheit der Evangelisch-Augsburgischen Kirche, der von einem Superintendent geleitet wird. Die Diözese Płock bestand im Jahr 1849 aus 21 Kirchspielen und 6 Filialen: Płock mit dem Filial Dobrzyń a. d. Weichsel, Ossówka, Lipno, Sierpc, Wyszogród mit den Filialen Płońsk und Secymin, Michałki, Przasnysz mit dem Filial Mława, Pułtusk mit dem Filial Nasielsk, Gąbin, Gostynin, Chodecz, Sompolno, Babiak, Przedecz, Ozorków mit dem Filial Łęczyca, Zgierz, Lodz, Nowosolna, Włocławek, Nieszawa und Nowa Wieś.
Gemeinde / Pfarrbezirk / Kirchspiel:
Unabhängige Basisgemeinde, die einen Pastor und eine Kirche hat.
Der Pastor führte die Kirchenbücher.
Die Kirchspiele waren oft sehr großflächig, so dass die Pastoren meist weit reisen mussten, um die Kantorate regelmäßig zu besuchen.
Die Pastoren führten Heiraten und Konfirmationen durch. Sie waren ebenfalls Vorgesetzte und Ratgeber der Kantoren und Lehrer in den Kantoraten.
Filial:
Ein Filial hatte fast den gleichen Status wie eine Kirchengemeinde, allerdings ohne eigenen Pfarrer. Ein Filial wurde immer von dem Pfarre des zugehörigen Kirchspiels verwaltet.
Viele Kantorate wurden aus "politischen" Gründen zu Filialen aufgewertet, denn diese Maßnahme verhinderte manchmal die Abwanderung von Gemeindegliedern zu anderen Religionsgemeinschaften.
Kantorat:
Teil einer Kirchengemeinde, der aus Evangelischen eines oder mehrerer Dörfer bestand. Die Mitglieder unterhielten einen Kantor, ein Bethaus und zumeist auch eine Schule, in der der Kantor auch als Lehrer tätig war.
Das Bethaus und die Schule stellten oft den religiösen Mittelpunkt vieler weit verteilter Dorfgemeinschaften dar.
Der Kantor hielt den "Lesegottesdienst" an den Sonntagen, an denen der Pastor nicht anwesend sein konnte.
Der Kantor war für gewöhnlich auch für Taufen und Beerdigungen zuständig.
Quellen:
Eduard Kneifel: Die evangelisch-augsburgischen Gemeinden in Polen 1555-1939