Seit mir der Gubenwirt das erste mal begegnete, fragte ich mich, was ein Gubenwirt wohl sein könnte. Er wurde als Berufsstand eines Siedlers erwähnt, der 1804 Württemberg verließ um in der Kolonie Schroettersdorf zu siedeln. Ich vermutete deshalb, dass es sich um eine weniger bekannte schwäbische Berufsbezeichnung handeln musste.
Als ich später die Gelegenheit hatte das Płocker Kirchenbuch von 1809/1810 einzusehen, das die Eintragungen zweisprachig in deutscher und polnischer Sprache enthält, fiel mir das Wort 'Gubenwirth' ins Auge.
Ich war überrascht, diese Berufsbezeichnung in einem polnischen Kirchenbuch zu sehen; insbesondere da es auffallend viele Gubenwirte in Schroettersdorf gab.
Bei näherem Hinsehen stellte sich dann heraus, dass es sich bei dem Gubenwirt einfach nur um den Hubenwirt, den Eigentümer einer Hube oder Hufe handelt.
Dies wurde auch durch die polnische Version der Eintragungen bestätigt, in denen der Begriff 'gospodarz' verwendet wurde.
Pastor Hevelke hatte das alte deutsche 'H' benutzt, das einem lateinischen 'G' sehr ähnlich sieht.
Kleine Fehler wie die falsche Interpretation des alten deutschen 'H' passieren immer wieder. Das ist wirklich keine große Sache. Man findet den Fehler, korrigiert ihn und alles ist wieder in Ordnung.
Nicht so mit dem Gubenwirt!
Was mich im Zusammenhang mit dem Gubenwirt wirklich beunruhigt ist die Tatsache, dass er immer wieder zu mir zurück kommt.
Es scheint, dass irgendeine dubiose Quelle - wahrscheinlich ein Server in Taiwan - große Mengen neuer Gubenwirt Datensätze produziert und sie mit Hilfe moderner Kommunikationsmethoden wie e-Mail oder Internet Datenbanken in Echtzeit innerhalb der nicht argwöhnenden Genealogischen Gemeinde verteilt. Jedes Mitglied dieser Gemeinde sendet den infizierten Datensatz dann an alle ihm bekannten Forscherkollegen weiter.
Der Gubenwirt zeigt also alle Merkmale eines Virus oder Trojaners!
Oder ist es doch nur unsere Sorglosigkeit im Umgang mit genealogischen Daten, die den erschreckenden Gubenwirt immer wieder auferstehen lässt?
Wie viel Prozent der genealogischen Daten, die jeden Tag ausgetauscht werden, wurden tatsächlich überprüft bevor ein neuer 'Forward' sie weiter verbreitet?
Es gibt leider kein Anti-Virus-Programm für den Gubenwirt als Download.
Die einzig effizienten Maßnahmen gegen den Gubenwirt sind das Wissen über die Herkunft und den Hintergrund der Daten, die wir in unsere Systeme laden und etwas Disziplin bei der Weitergabe von Daten.