Im evangelischen Kirchenbuch von Iłów 1794-1800 wird als Todesursache auffallend häufig Epilepsie genannt.
Betroffen waren meist Kinder im Alter bis zu 3 Jahren. In einem Fall wurde die Todesursache ursprünglich als "Kinderkrankheit" bezeichnet und scheinbar erst später durch den Zusatz "Epilepsie" ergänzt.
Gab es tatsächlich so viele Fälle von Epilepsie unter den Kolonisten?
Nach heutigen Statistiken leiden lediglich 1-5 % der Menschen an Epilepsie. War die Epilepsie damals so viel stärker verbreitet?
Epilepsie ist eines der am längsten bekannten Leiden der Menschheit. Im Altertum wurde sie als "heilige Krankheit" (morbus sacer) bezeichnet. Im Mittelalter hatte sie gleich nach der Pest die meisten zuständigen Heiligen. Bis ins 20. Jahrhundert galt die Epilepsie als geheimnisvolle und furchterregende Krankheit, die oft mit einer Geisteskrankheit gleichgesetzt wurde.
Heute wissen wir, dass Epilepsie keine Krankheit, sondern ein neuronaler Zustand ist. Sie kann nicht als Epidemie auftreten und sie wird auch nur in 10% der Fälle durch Erbfaktoren begünstigt.
Können dann wirklich so viele Kinder an Epilepsie gestorben sein?
Kann es zum damaligen Zeitpunkt in dieser Gegend Faktoren gegeben haben, die epileptische Anfälle begünstigt haben?
Oder unterliegen auch Todesursachen Modeerscheinungen?
Annegret Krause wies darauf hin, dass die Kinder unter Fieberkrämpfen gelitten haben könnten, bevor sie starben. Fieberkrämpfe sind nicht ungewöhnlich bei Kindern zwischen 6 Monaten und 5 Jahren. Die Kinder bekommen Krämpfe aufgrund von schnell ansteigendem Fieber. Die Symptome ähneln deshalb sehr stark denen eines epileptischen Anfalls.
Die Todesursache war demnach wahrscheinlich weder Epilepsie noch der Fieberkrampf, sondern die Infektion, die das stark ansteigende Fieber verursachte.